Tag 7 in Isolation

Die momentane Lage ist fordernd. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich das Weggepserrtsein relativ gut vertrage. Ich lebe seit eine Woche in kompletter Isolation. Wie ist das wohl mit denen, die darunter leiden, ihre Angehörige nicht sehen zu können.
Seit eine Woche gehe ich nicht mehr raus, Physio, Ergo findet nicht mehr statt, Logopädie gibts online.
Aber, eine Sache macht mich nachdenklich. Eigentlich sind es viele Sachen. Aber was mich am meisten beschäftigt. Die „Problemgruppe“ besteht wohl aus „alten“, man muss im Rentenalter sein, als Problemgruppe wahrgenommen zu werden. Ich denke, wenn ich auf die Strasse gehen würde, würde kaum jemand bemerken, dass ich gefährdet bin. Bin ich aber. Ich komme so schon, vom reden ausser Atem. Ich fürchte, eine Ansteckung wäre für mich sehr gefährlich.
Ausserdem was mich noch beschäftigt: viele, weltweit, nehmen diese Krise nicht ernst. Die leben abseits oder verlassen sich darauf was so manche machgeile Politiker verspricht. Ich fühlte mich auch sicher, als diese Virus tausende von Kilometer von hier gewütet hat – dann war er hier, schneller als ich dachte. Verschwörungstheorien und Verharmlosungs-Szenerien kursieren durch das Äther, was zusätzlich noch verunsichert. Wer wohl sich daran erfreut anderen Angst zu machen?
Ich versuche so wenig es geht nachzudenken. Virus hin oder her, es ändert kaum was an meiner Lage. Immerhin, es könnte mir egal sein, wie wir wirtschaftlich aus dieser Nummer raus kommen, ich werde nicht „zurück an den Arbeitsplatz“ gehen. Aber ich habe Freunde, für die das nicht egal ist, und ich wünsche denen das Beste. Jetzt haben wir alle um irgendwas Angst. Ich würde es denen so gerne veranschaulichen, so lange ihr Gesund seids, Geld ist unrelevant – aber wer will das schon hören. Alle haben um ihr Existenz Angst.
Ich weiss schon wie es ist, das Existenz wegzugeben.
Surfausstattung – weg, verkauft für kleines Geld.
BMW ausgetauscht mit einem Smart, und mir wurde neulich schriftlich empfohlen im Krankenhaus, garnicht zu fahren.
Meine Highheels – drei Säcke voll – verschenkt. Dabei waren noch neue, handgemachte dabei… niemand will dafür nur 1 Euro ausgeben.
Meine Kleider – Kartonweise, verschenkt. Designerrklamotten, Teile an die ich Erinnerungen hatte….
Wohnungsgegenstände verschenkt.
Ja, ich bin ärmer, als ich es früher war. Besitz ist nichts – weiss ich jetzt.
Ich erlebe, dass ich ein Leben lang umsonst gearbeitet habe. Was mir bleibt, meine Erinnerungen an Menschen, Urlaube… ich war in Gegenden in Afrika wo es keinen Urlauber verschlägt, ich habe einem Menschen das Leben gerettet, und er/sie weiss es nichtmal, weil es ein Baby war, ich habe in Bergen Jamaicas mit Einheimischen gekocht und in Brasilien mit denen zusammen musiziert. Die Stimme meiner Eltern. Das Geruch von Kindsein, Schlittschuhaufen am See vor der Haus, der Geruch des Winters … Alles was man anfassen kann, ist nichts Wert.
Ich vertreibe den Tag damit das Internet abzugrasen für nützliche Videos. Es gibt eine Menge Übungen, Meditationen, mit Anleitung, womit man die Zeit vertreiben kann.
So lebe ich zwischen Kartons und warte auf meinen Umzug. Und dass diese Situation vorbei ist. Versuche nicht zu stürzen. Dass meine Studie endlich anfängt. Und auf meine Berentung, was sich seit November zieht. Aber laut Info, sind die „kurz vor die Entscheidung“. Na dann…

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