Diesen Beitrag schreibe schon seit ewig. Wenn du es liest, werde ich sehr wahrscheinlich nicht mehr da sein. Diesen Beitrag veröffentliche ich mit Zeitsteuerung. Ja, es ist mir ein Anliegen darüber zu schreiben, warum ich so gehe wie ich gehe.
Ich weiss das es sich um eine ambivalente Thema handelt. Viele möchten über das ganze gar nichts hören, am liebsten. Religion spielt auch eine Rolle. Für viele Erkrankte ist jedoch Freitodbegleitung ein Thema, und auch eine Option. Der Tod und Sterben überhaupt ist ein Tabu, und viele schieben das Thema weit von sich. Es gibt viele Gründe warum das abgelehnt wird. Ich bitte hier um Toleranz, von beiden Parteien. Es ist aber an der Zeit dass Tod, Sterben und Sterbehilfe enttabuisiert werden.
Für uns ist das Thema Tod und Sterben, auf einmal garnicht so weit weg, und wird eine tägliche Gedanke. Oft garnicht ausgesprochen. Dass wir alle eines Tages sterben müssen, ist uns allen bekannt, aber solange wir jung, gesund sind, und in Säften unseres Lebens stehen, wird dieser Fakt gerne ausgeblendet. Wir alle haben Kontakt zu nahe stehenden Personen verloren, oder Konflikte gehabt, weil gesunde Menschen damit nicht klar kommen, dass wir eine unheilbare Krankheit haben, das wir bald sterben. Man wird ungerne mit der Tod konfrontiert.
Irgendwann gehört diese Thema zum Leben.
Für mich war die erste Konfrontation mit dem Tod, der Tag meiner Diagnose. Mein Leben hat an den Tag aufgehört. Ich habe es beweint und betrauert, und irgendwann einfach sachlich gehandelt, und die Emotionen so gut ich konnte ausgeschaltet. Bald verschlechtert sich der Zustand, und es gibt keinen Weg, von dieser Gedanke wegzulaufen. Mir war es ziemlich am Anfang schon klar, dass ich das nicht miterleben möchte, wie mein Körper versagt.
In diese Sache sind wir unterschiedlich, es hat viel damit zu tun, wer woher sein Lebenssinn gewinnt. Viele hängen sehr an ihren Partner, Kinder, Familie, möchten diese nicht alleine lassen oder aus vielen anderen Gründen. Ich habe keine eigene Familie und keine Kinder, ich habe mein Leben nie anderen gewidmet, so hing diese Entscheidung immer von mir allein ab.
Ich habe lange gedacht, ich werde um mein Leben selbstbestimmt zu beenden, in den Ausland reisen müssen. Nun, seit ein paar Jahren ist begleitete Freitod auch in Deutschland möglich, vieles ist noch recht konfus und noch nicht ausgereift, man bewegt sich in eine Grauzone. Inzwischen kenne ich mehrere Menschen persönlich, die diesen Weg gegangen sind. Im Internet gibt es Unmengen Informationen dazu.
Mir geht es nicht darum, eine Einleitung dazu zu geben, wie man bei Interesse das eigene Leben beendet. Mir geht es darum mich damit auseinander zu setzen warum ich diese Entscheidung getroffen habe, und was mich beschäftigt. Als erstes, natürlich ist das bedauerlich dass es so kommen müsste. Ich hätte noch gerne eine Weile gelebt. Ich liebe das Leben, aber wie es aussieht das Leben liebt mich nicht. Ich muss aber sagen, dass die Diagnose, und das Erkenntnis, was das für eine furchtbare Krankheit ist, war der größere Schock, als der Entschluss zu sterben. Denn das Leben war mit der Diagnose vorbei. Da hat man aufgehört zu leben, wie man das kannte. Man kann noch sagen, dass einiges möglich ist, und man Wege und Möglichkeiten findet, wie man zurecht kommt. Das ist alles sicherlich irgendwie möglich, ist aber nicht für jede von uns eine Option. Ich möchte mein Leben zurück, nicht ein Abklatsch davon. Als Beispiel, ich möchte selber fahren und nicht mit der Taxi von A nach B kommen. Da sind wir alle unterschiedlich.
So habe ich beschloßen selbstbestimmt und in Würde zu gehen. Das ist aber meine Entscheidung, und diese Entscheidung darf jede/r für sich fällen. Da bleiben und für ein bisschen Leben zu kämpfen, ist für mich keine Option.
Ich möchte mein tiefes Bedauern aussprechen.
So bist du wahrscheinlich gestorben wie du gelebt hast Selbstbestimmt!
Danke für die Arbeit die du geleistet hast
Meinen tiefen Respekt vor dir, liebe Marta – das war ein mutiger Schritt! Trotzdem bin ich grade sehr traurig, du bist am Geburtstag meiner Schwester gegangen, die im November verstorben ist mit MRSA…ich sitze hier und weine um einen Menschen, den ich gar nicht gekannt habe, nur aus deinen Beiträgen wusste ich, wer du bist.
Dieser Blog hat mir so sehr geholfen in den letzten Jahren, zu wissen, dass man nicht alleine ist, egal ob als Angehöriger oder Betroffener – zu verstehen, was wohl auch in meiner Schwester so vor sich gegangen sein muss, die wenig über ihre Ängste oder Gefühle geredet hat (als sie noch reden konnte). Auf der Beerdigung meiner Schwester habe ich gesagt, dass sie der stärkste Mensch war, den ich gekannt habe, weil sie für uns so stark war und nicht gejammert hat oder verzweifelt war (nach außen) – ich weiß nicht wieviel Kraft sie das alles gekostet hat.
Aber dein Schritt jetzt hat noch mehr Stärke gekostet – meinen tiefen Respekt vor dir liebe Marta – und: niemals geht man so ganz…Danke für diesen Blog!