Eindrücke von einem Urlaub am Fuße des Olympgebirges

Vom 10. bis zum 24. September 2022 war ich in Griechenland, genauer gesagt, im Norden (Makedonien). Natürlich bin ich nicht allein gereist, sondern mit meinem Mann und meiner Pflegekraft aus Bulgarien, die mit un zusammenlebt.

Allgemeines zum Thema „Reisen mit eingeschränkter Mobilität vorweg

  1. Verreisen ist eine meiner größten Leidenschaften und die meines Mannes. Wir haben – auch mit Kleinkindern – immer mindestens zwei Urlaube pro Jahr unternommen, waren in der Regel vier abis fünf Wochen nicht zu Hause.
  2. Statt Geld auf die Seite zu legen, packten wir lieber unsere Koffer (und unsere Kinder) und dann ab in den Süden, meist ans Mittelmeer.
  3. In der Regel lassen sich Reiseveranstalter, die ein geeignetes Angebot machen, ihre Dienstleistungen recht teuer bezahlen. Für unsere Reisen brauchen wir jetzt doppelt so viel Geld.
  4. Seit zwei Jahren müssen An- und Abreise und Quartiere absolut barrierefrei sein. Seit einem Jahr habe ich Pflegegrad 4. Um sich vor der Buchung zu vergewissern, ob die Voraussetzungen stimmen, bedarf es etlicher Telefonate, auch wenn man vieles einem speziellen Reisebüro überlässt (z. B. Runa-Reisen, Süße Reisen). Ohne Pflegebett (ausgeliehen und aufgestellt oder bereits im Hotel vorhanden), Toilette mit Sitzerhöhung und Griffen an beiden Seiten, ebenerdige Dusche, Duschrollstuhl, schwellenfreier Zugang zum Zimmerbalkon, zu Außenanlagen, zum Pool und zum Essraum, geht bei mir gar nichts mehr.
  5. Wenn „normale“ Hotels barrierefreie Zimmer anbieten, sollten sich Interessent:innen Fotos zeigen lassen. Meine Erfahrungen mit diesem Angebot sind ernüchternd, denn Barrierefreiheit ist offenbar ein sehr weiter Begriff und dessen Definition Ansichtssache (der Menschen ohne körperliche Einschränkung).

Nicht nur das Zimmer muss meinen besonderen Bedürfnissen angepasst sein, sondern ebenfalls Außenanlagen, Aufenthaltsräume, Pool, Transfer zu Ausflugszielen uvm.

  1. Abschließend möchte auf Erfahrungen mit zwei deutschen Flughäfen hinweisen (Köln / Bonn und Düsseldorf): Die Toiletten sind entweder abgeschlossen oder verschmutzt oder das besondere beschränkt sich ausschließlich auf das Türschild – Toilettenerhöhung, Seitengriffe, erreichbare Seifenspender Fehlanzeige. 

Der Service – also Abholung aus der Abflughalle bis zum Sitz in der Flugzeugkabine (nur Fenstersitze sind für mobilitätsbeschränkte Fluggäste erlaubt) – geschieht zügig, verlässlich und freundlich. Das ist bei der Rückkehr – Abholung aus dem Flieger bis zur Ankunft bei der Kofferausgabe – genauso. Aber bei unserer Rückkehr aus Thessaloniki musste ich nach der Landung in Düsseldorf fast eine Stunde auf Assistenz warten – Begründung: zu wenig Personal. Der Flughafen Düsseldorf hat exakt zwei (!) Mitarbeitende für diese Dienstleistung.

Übrigens sind Menschen, die diesen Mobilitätsservice brauchen und auch kostenfrei gebucht haben, die Ersten beim Boarding und die Letzten beim Verlassen des Fliegers.

Fazit: Nehmt Hygieneartikel für die Toiletten mit und trefft Vorkehrungen hinsichtlich eurer Blasenentleerung für längere Flüge und Wartezeiten. Die Toilettenbenutzung im Flugzeug ist nur für mobile Passagiere machbar.

  1. Stellt euch darauf ein, dass euer Rollstuhl den Flug nicht ohne Beschädigung übersteht. Bisher hatte ich Glück und konnte ihn auch noch benutzen, wenn er beschädigt wurde. Wenn ihr euch sofort nach Ankunft beschwert und den Sachschaden schriftlich auf einem entsprechenden Formular der Fluggesellschaft beschreibt, bekommt ihr anstandslos die Reparaturkosten erstattet. Aber das dauert bis zu einem halben Jahr.
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    Seit Anfang 2020 war dies mein vierter Urlaub, der ganz auf mich, insbesondere auf meine fortschreitende Immobilität zugeschnitten war, aber es war der erste Urlaubsort, an dem ich noch einmal Ferien machen möchte. Die drei anderen Ziele – Curacao, Kreta, Mallorca – sind entweder für das Stadium meiner Erkrankung nicht mehr möglich oder sie sind von vornherein unzureichend barrierefrei.Um nichts zu berichten, was schon längst bekannt ist, empfehle ich euch zwei Web-Adressen – die erste vom Hotel und die zweite vom Strand.https://villa-sevasti.com/hotel www.alkyona-beach.de Den Ferienzielen, zu denen ich unbedingt zurückkehren möchte, bin ich immer mehrere Jahre treu geblieben. Die Villa Sevasti gehört dazu – nicht nur, weil ich sie fast 100%ig barrierefrei erlebt habe. 

    • Die Mitarbeitenden haben alle ihre Herzen am rechten Fleck. Egal, mit wem man es zu tun hatte – sie sind freundlich, aufmerksam, empathisch, zuverlässig und strahlen ein gutes Betriebsklima aus.
  • Die Einrichtung des gesamten Hauses ist die reinste Augenweide. Jedes Zimmer ist anders gestaltet und der Speise- und Aufenthaltsraum eingerichtet wie ein großes Wohnzimmer. Auf wohltuende Weise wird dem Vorurteil widersprochen, als müssten Menschen wie wir uns aus Gründen der Notwendigkeit mit Charme und Ästhetik von Krankenhauszimmern und Kantinen zufriedengeben.


Unser Badezimmer

Dachterrasse

Hauseingang

Zimmerbalkon
  • Jedes Zimmer verfügt über einen Balkon von ca 20qm; dazu kommt eine riesige Dachterrasse mit Sitzgruppen und ein Gartengelände mit Obstbäumen und Weinranken, an denen man sich nach Herzenslust bedienen darf. September ist Erntezeit. Weintrauben und Feigen hat mir täglich mein Mann gepflückt. Falls keiner zur Stelle ist, kann man jederzeit Hausmitarbeitende darum bitten. (Wer etwas für Daheimgebliebene mitbringen möchte, der kaufe Feigen- und Aprikosenmarmelade – von Eleni, einer Servicekraft, in der Hotelküche zubereitet. Vorkosten kann man sie beim täglichen Frühstück.)
  • Foti Chalkidis, Planer, Eigentümer, Betreiber des Hotels hat mehr als zwei Jahrzehnte in Deutschland – genauer gesagt in Köln in Michaelshoven – als Sportmediziner und Sporttherapeut gearbeitet. Ihm habe ich ein besonderes beglückendes Erlebnis zu verdanken: Er hat mir Schwimmstunden gegeben. Schon zu Beginn der ersten Stunde konnte ich mich einige Minuten ohne Hilfsmittel auf dem Rücken über Wasser halten. Mit meiner Schwimmhilfe lag ich nur bewegungsunfähig auf dem Wasser – wie eine Suppenschildkröte, die man auf den Panzer legt, damit sie ihrer Schlachtung nicht entkommt. Es ist einfach ein tolles Gefühl, etwas wieder zu können, was einem die Krankheit genommen hatte.

Rechts: Kostas

Tipp am Rande:
Mit dem Katapultsitz ist derLiegestuhl fast so bequem wie ein Pflegebett.

Karins Hobby: Fünf gerettete Esel – hier zwei von Ihnen
  • Zum Hotel gehört ein Privatstrand, zu dem ein Hotel-Shuttle nach Absprache fährt. Dieser Strand ist eher ein parkähnliches Gelände, dessen Wiese fast bis zum Wasser reicht. Karin Bohland, Fotis Partnerin, betreibt dort Ferienhäuser, von denen einige barrierefrei eingerichtet sind. Zum Strand sind ein Imbissstand, mehrere schattenspendende Unterstände, Liegestühle (auch höhere für unsereins) und Sitzgruppen vorhanden. Das ist alles recht einfach gehalten, aber völlig ausreichend und angemessen. Die Tage dort waren Erholung pur.

Matthias bringt uns zum Strand

Da Hunde in der Villa Sevasti zugelassen sind, haben sie auch Anrecht auf den Shuttle.
Foti ist auch als Reiseführer mit uns unterwegs.
  • Die beiden Fahrer Kostas und Matthias pendeln nicht nur zwischen Strand und Hotel, sondern besorgen mit zwei hoteleigenen Bussen den Transfer vom Flughafen zum Hotel und umgekehrt und die Ausflugsfahrten. Die beiden waren, wie die meisten Hotelangestellten und Foti, lange in Deutschland gewesen und sprechen daher perfekt Deutsch. Ausflüge werden individuell vereinbart. Ich verzichte darauf, hier von unseren Ausflügen zu berichten, denn sie sind auf den beiden Web-Seiten beschrieben.

Wer weitere Hinweise und Empfehlungen braucht, kann mich kontaktieren: jn.rott@gmx.de. Meine Handynummer gebe ich nicht an, denn Telefonieren ist mühsam und mein Sprechen schwer verständlich.

2 Antworten auf „Eindrücke von einem Urlaub am Fuße des Olympgebirges“

  1. Das sieht nach voll tollem Urlaub an! Komischerweise habe ich nach meiner Diagnose festgestellt das ich nicht mehr schwimmen kann. Ich stellte mich im Wasser genau so an wie aufm Land. Ich finde das komisch, ich war früher Surferin, ich kann eigentlich schwimmen…

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