Auf einem Insel

Ich bin nun vierte Woche in der Abgeschiedenheit! Was mich an diesem Umstand nervt, dass ich in Chaos lebe – wartend auf den Umzug. Ich habe gestern mit viel Mühe die schon gepackten Kartons durchgewühlt weil ich Druckerpapier gebraucht habe, was allerdings schon eingepackt war.

Was zu meinem Glück in Unglück gehört, dass ein nettes junges Pärchen für mich einkauft. Was sicherlich sehr gut ist, aber was es mit sich bringt, ich war seit einem Monat nicht im Supermarkt. Ich bin nicht gefangen in meiner Wohnung, ich bin gefangen in meinem Körper. Was „Einkaufen lassen“ für mich schwer macht, das ich gezielt überlegen muss, was ich etwa eine Woche lang brauche, und dann eine Einkaufsliste zu schreiben. Früher bin ich zu Supermarkt, weil zB. Milch aus war und rausgekommen bin mit einem vollen Einkaufswagen.

Was noch zu meinem Glück  gehört, dass ich noch alleine zu recht komme – sehr Freestyle allerdings, ich komme also ohne Pflege aus – das eventuell mir Viren ins Haus schleppen würde. Es dauert zwar alles um ein vielfaches und ich bin auch mittlerweile sehr erfinderisch. Ich habe schon zigmal Tüteninhalte zerstreut, Flüssigkeiten ausgeschüttet, Topfinhalt daneben geschüttet, alles mögliche fallen gelassen… Dies alles macht natürlich nicht einfacher, meine Bude sauber zu halten. 

Wann ich mich dusche, überlege mir auch sehr gut, um Unfälle zu vermeiden, verzichte ich lieber auf tägliches Duschen. Bin auch sehr froh, dass ich meine Haare abgeschnitten zu habe, das macht eigentlich vieles leichter.

Aber ich kann mich noch anziehen, Körperpflege betreiben, mir was zum Essen machen. Ich habe einen Laufband, eine Vibrationsplatte und viele anderen Sport-Utensilien, so kann ich mich beschäftigen. Eigentlich bevorzuge ich, in die Wald zu gehen und dort meine Runde zu drehen, mit Nordic Walking Stöcken, und die dortige Autobahntreppe rauf und runter zu gehen. Aber jetzt ist die Wald voller Menschen, und das mag ich nicht.
Dazu muss ich zwar ein kurzes Stück fahren, was ich nicht dürfte, also niemanden verraten.

Was noch nervt, das alle meine Nachbarn auch zuhause sind, mit all ihren Kindern, und das hört man. Auch wenn die nichts dafür können, dass ich so ein zurückgezogenes Leben lebe. Das lauteste Geräusch bei mir ist, wenn ich was fallen lasse…

Mich macht es ausserdem sehr nachdenklich, wie ein Pflegeheim nach dem anderen eine kritische Virusausbruch erleiden muss. Ich finde das sehr bedauerlich. Auf die Pflege angewiesene Menschen tragen die Rechnung zum Schluß. Ich hätte gerne mehr Informationen über diese Fälle. Hygienemassnahmen der jeweiligen Einrichtungen, die Altersdurchschnitt des Pflegepersonals und der Patienten. Die Schwere der Verläufe in den Häusern. Es ist allerdings kein deutsches Phänomen, ich höre das gleiche aus anderen Länder auch.

Was mich etwas beunruhigt, ist mein Gesundheitszustand, dass mein Gleichgewicht zunehmend schlimmer wird. Mein Zustand allgemein ist schlechter geworden. Blutdruck ist bemerkbar schlechter geworden, mir wird von trinken einer Glas Wasser schwarz vor Augen, oder zum Niesen muss ich mich am besten hinsetzen sonst falle ich um. Umdrehen im Bett wird immer schwerer, ich verschlucke mich immer öfters, meine Sprache wurde schlechter und ich habe einen seltsamen Schmerz in den Beinen (Waden und auch Oberschenkel), es ist bisschen wie Muskelkater. Neuropathie? 

Was allerdings heute eine sehr angenehme Überraschung für mich war, dass eine Freundin, fast aus Kinderzeiten, sich bei mir nach langer Zeit gemeldet hatte. Und es war eine sehr angenehme Unterhaltung. Wie sie es gesagt hat, sie hat Zeit gebraucht, und erstmal hat sie ein bisschen Angst gehabt, mich zu kontaktieren. Für viele ist dass das erste Mal, mit ihren eigenen Endlichkeit konfrontiert zu werden, das muss man verstehen. Erfreuliche Weise hatten wir eine sehr normale Begegnung, sie hat ihre Fragen gestellt und ich auch.
Ich finde übrigens bemerkenswert dass Hilfe und Interesse viel mehr von Personen kommt, von denen man es gar nicht erwartet. Dafür bleiben oft Familienmitglieder und enge Freunde oft auf Abstand. 

Und zum Schluss, ich bin jetzt offiziell Rentnerin – „welch Freude“ – der Verfahren hat schlappe 6 Monaten gedauert, ich bekomme jetzt ein drittel meines Gehalts und man wird Rückwirkend berentet, zu der Zeitpunkt wo man den Reha-Antrag gestellt hat. Da ergibt sich eine gute Summe als Differenz, das verrechnet aber der Rentenbund mit der Krankenkasse. In meinem Fall ist es noch nicht ausgestanden, ich hoffe ich muss nichts nachbezahlen.

Was ich noch rausbekommen habe:

Alle die in Bayern leben: https://www.landespflegegeld.bayern.de/antrag.asp 

Und, die Pflegekasse übernimmt deinen Umzug bis zu 4000 Euro, in manchen Ländern rechnen Umzugsunternehmen direkt mit der Pflegekasse ab. Ich habe erst einen Antrag stellen müssen (wie für alles) und warte erstmal ab. Auf jeden Fall zeitig bei der Pflegekasse anrufen.

So, soll ich jetzt sagen wie es heutzutage üblich ist „Bleibt gesund“? Wäre in unserem Fall etwas schräg. Ich sage lieber „Passt auf Euch auf“.

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