Wie wichtig und wertvoll das Augenlicht ist – ein spätes Erkenntnis

Viele Dinge lernen wir erst schätzen nachdem wir die verloren haben. Dies ist sehr Menschlich. MSA-Patienten wissen bestens bescheid, wie sich sowas anfühlt, wir verlieren andauernd Fähigkeiten die wir früher für selbstverständlich gehalten haben. Wie auf eigenen Beinen gehen, schwitzen, sprechen, schreiben, unseren Körper generell kontrollieren und in Griff halten. Der Verlust jeder Körperfunktion ist sehr bitter.

Ich möchte heute über eine Sache sprechen, die gehört wahrscheinlich unter ersten meiner Symptome, ohne dass ich gewusst  habe dass ich MSA habe. Nämlich mein Augenlicht.

Ich bin seit meinen 16. Lebensjahr weitsichtig und auf Sehhilfe angewiesen. So weit ist es nicht dramatisch, es tragen viele eine Brille. Ich konnte mich nie mit einer Brille anfreunden, es schränkte mein Sichtfeld ein, störte mich beim Autofahren und ich trug lieber Kontaktlinsen. Soweit ist es auch gut, mit den Jahren kamen ein paar Dioptrien dazu und auch das „Altersweitsichtigkeit“ was vielen Kurzsichtigen gelegen kommt.

Dann, vor ein paar Jahren, habe ich angefangen in unregelmässigen Abständen Augenentzündungen zu bekommen, ein Handvoll mal im Jahr. Ich legte damals keinen übermäßig großen Wert an Hygiene, ich war nicht empfindlich, ich habe meine Monatslinsen auch mal zwei Monate lang benutzt, ich dachte es liege an meinem Make Up oder Mascara, da ist wohl sicher Verschmutzung reingekommen, dann habe ich die Produkte weggeschmissen und immer neue gekauft.

Diese Augenentzündungen haben sich vermehrt, ich glaube die sind auch etwas schlimmer geworden und ich habe es nun ausgetestet dass es nicht an zu lange benutzten Kontaktlinsen, an keinem Make Up oder Mascara liegen kann. Inzwischen achte ich auch pingelig an Hygiene. Und inzwischen habe ich die Diagnose MSA auch.

Diese Augenentzündungen dauern etwa 3-4 Tage, und in dieser Zeit kann ich das Haus garnicht verlassen – ich habe deswegen Termine schon abgesagt, es behindert mich auch, meine Übungen zu machen. Am ersten Tag, etwa am Nachmittag, macht es sich bemerkbar und ich  muss die Linsen rausnehmen, weil ich das Gefühl habe dass meine Augen so trocken sind, dass die Linsen sowieso von allein rausfallen. Dann fällt mir schon auf dass die Augen gerötet sind. Darauf folgt ein brennen und ich muss die Augen geschloßen halten, wegen den Schmerzen. Die Augen werden immer roter und ich sehe aus als hätte ich ein Tag und eine Nacht durchgeheult. Nachts kleben die Augenlider zusammen und es fließt permanent eine Flüssigkeit aus den Augen. Am nächsten Tag ist es schon besser, ich kann die Augen aufmachen, ich kann lesen oder schreiben oder TV sehen. Die Augen sind immer noch arg rot und tränen, schmerzen weiter auch etwas. Am dritten Tag hört das tränen auf, ich denke ich könnte auch eigentlich eine Kontaktlinse ins Auge drücken, ich trau mich nur nicht. Ich trage die ganze Zeit Brille. Und da ich seit letztem Jahr eine Gleitsichtbrille habe – also eine Brille womit man lesen und auch in die Weite schauen kann, also die Gläser haben unterschiedliche Stärke an unterschiedlichen Stellen – diese Brille tut schon ein gesundes Hirn überfordern und es dauert mindestens eine Woche bis man dran gewöhnt. Erst recht ist mein MSA-Gehirn damit überfordert und ich weiss oft nicht, ist das die Brille oder sind das Gleichgewichtsprobleme wegen der Krankheit.
Diese Entzündungen häufen sich nun und gehen mir auch auf den Nerv. Ich werde erstmal alle Ratschläge meiner Mitpatienten befolgen  und einen Neuro-Ophtamologen suchen, denn ich vermute meine Optiker und Augenarzt werden mit dem Problem überfordert.

Man wird mit dieser Krankheit Paranoid, denn man hat die Verdacht zuerst, dass alles was der Körper falsch macht, ist ein MSA-Symptom. Was nicht immer so ist. Immerhin weiss ich jetzt dass das  dies ein weiteres Symptom ist, was mir diese Krankheit beschert.

Nun werde ich jetzt peinlich aufpassen, mir die Brille angewöhnen und hoffe, dass ich meine Kontaktlinsen noch lange benutzen kann.

Photo: rclassen / photocase.com

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