Vorbereitungen

Ich lebe seit eine geraumer Zeit schon in der Abgeschiedenheit, aber muss ich ganz ehrlich sagen, dass mich das nicht wirklich tangiert. Ich gehe jetzt 10% weniger aus dem Haus wie früher. Über diese Virus und Quarantäne haben wir schon genug gesprochen, es geht jetzt „in Gewohnheit“ rüber.
Menschen können auch nicht länger als vier Wochen auf das gesellschaftliche verzichten, sie wollen raus, Eis essen, ins Restaurant zu gehen, in die Sonne liegen. 

Ich habe andere Probleme. Ich habe das Problem dass ich jetzt merke wie schnell diese Krankheit – bei mir zumindest – voranschreitet. Blöd ist nur, dass die Veränderung bei jedem von uns anders ist, und es ist wirklich schwer jemanden zu finden der  mir „ähnlich“ ist. Ich befinde mich akut mitten in Umzug und stelle fest, dass es egal ist, was ich vornehme, ich schaffe nur ein Bruchteil davon. Ich habe Deutschlandweit, weltweit, über die Kontinente hinaus Kontakte, Freundschaften, mit anderen MSA-Patienten – keiner ist wie ich. Ähnlich, ja. Und ich mach auch einiges gegen das Fortschritt, ich bin keines Falls passiv, viel Sport, aktiv und so. Was wäre erst ohne?

Zum Beispiel, habe ich Anfang der Woche den Rasen in den Garten gemäht. Da war ich letztes Jahr schon stolz drauf, und jetzt erst. Es hat zwei Tage gedauert. Als Dankeschön habe ich einen Hexeschuss bekommen, die übelste Art. Mir ist keine Fehlbewegung bewusst, kein Initialmoment… danach war ich für zwei Tage bewegungslos. Also behindert hoch zwei. Ich habe nur Sorgen gemacht, was wenn das so bleibt? Müll rausbringen, Wäsche aufhängen, Abspülen… nichts ging. Die bittere Erfahrung, die ich dabei machen müsste, dass übliche Schmerzmittel (auch verschreibungspflichtige) nicht wirken. Die meisten MSA-Patienten nehmen Opiate. Ich tue mich damit schwer, ich tue mich mit Medikamenten allgemein schwer… aber jetzt hatte ich einen Vorgeschmack von dem, was kommt. Einfach rumliegen. Es ist aber besser geworden… immerhin mal ein Ding das besser wird.

Ich glaub ich muss mich bald überwinden und den Rollator nehmen… Dazu bin ich aber zu stur. Mein Gleichgewicht ist aber so schlecht, ich drohe jetzt im Stehen schon zu umfallen. 

Ich habe einen Spruch gehört gestern und so ist es mit dieser Krankheit, diesem neuen Leben: es ist wie einem Verkehrsunfall in Zeitlupe zuschauen – du weisst vom ersten Moment an, dass es mit einen Totalschaden endet. Nur die Beulen können anderswo sein.

Apropos Vollschaden, jetzt muss ich einen neuen Handy auch kaufen, denn mein jetziger ist mir zum tausendsten Mal runtergefallen und jetzt ist das Display kaputt.

Ich packe lieber jetzt einen Karton und versuche nicht rein zu denken. Diese Situation ist sowieso schlimm, so war das nicht geplant. Gestern war ich in der Innenstadt und München „Tschüß“ (besser gesagt „Pfiati“) gesagt. Ich habe hier gute Zeiten gehabt und ich war gerne hier.

 

Fotos: Pixabay, Unsplash, Photocase und Marta B.

 

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