Reden, reden, reden

Ich weiss nicht wie viele MSA-Kranke psychologischen Beistand erhalten, ich gehöre dazu. Ich hätte nie gedacht dass ich öffentlich darüber berichten werde dass ich zum „Seelenklämpner“ gehe. Früher war ich der Meinung, dass das eh nicht hilft… Probleme des Lebens sind Hürden, die zum Leben gehören und diese gilt es zu meistern. Nun habe ich eine „besondere Hürde“.

Und jetzt, versuche ich jede Unterstützung zu bekommen die ich kriegen kann. Ich war diesmal vom Glück auserwählt, und habe für einen Therapeuten nicht monatelang warten müssen. Ich mag meinen Therapeuten auch, und ich finde ihn als Menschen auch gut. Was auch immer das bedeutet. Also, er gehört nicht zu denen, die mich schnell langweilen. Was wir machen, nennt sich, glaube ich „Gesprächstherapie“,  also wir reden über, was auch immer mich beschäftigt. Ob wir „Verhaltenstherapie“ oder „Psychoanalyse“ machen, das habe ich nichtmal gemerkt. Ich habe immerhin Vertrauen zu ihn – was natürlich gedauert hat. Es ist mir sehr wichtig, dass er mit mir umgehen kann. Ich mag diese mitleidige Damen nicht, die mich wie ein Ei anfassen und voller Mitgefühl reden. Das ist sicherlich Geschmacksache und jede/r hat die Art die er/sie bevorzugt.

Ich bin immerhin froh, dass ich keinerlei Psychopharmaka nehme, die mich taub macht. Ich versuche noch zu packen und ertragen was MSA mit mir, und meinem Leben macht.

Ich heule viel – was heisst schon viel, viel für meine Verhältnisse -, unkontrolliert, wenn manche, bestimmte, Themen aufkommen. Immerhin, jetzt kann ich über diese Sachen sprechen, bis jetzt habe ich diese empfindliche Themen in der Öffentlichkeit gemieden. Ich kann jetzt auch in der Therapie heulen, ohne dass ich mich als Versager fühle.

Ich habe mir am Anfang, natürlich eine Art Erleichterung gewünscht, einen Tipp, wie ich das alles wegstecken kann. Inzwischen habe ich realisiert – das gibt es natürlich nicht. Niemand kann diese Krankheit wegmachen, ein Psychologe auch nicht, und man muss einfach die Tatsache in Auge sehen: es ist eine tödliche Krankheit, und mit diese Diagnose, hört das bisher gekannte Leben auf. Das kann man nicht, und mit nichts mildern.

Ich tue oft, nach einer „Sitzung“, über das gesagte nachdenken. Oft sehe ich auch eine andere Herangehensweise. Oder hinterfrage ich meine eigene Entscheidung. Ich lerne immerhin das ich von mir selber verdammt viel erwarte. Aber das bezieht sich meistens nicht an die Krankheit…

Ich muss mich überwinden, um meine eigene Themen nicht zu meiden. Ich kann ja die sensible Sachen, wunderbar umschiffen und umgehen wenn ich will. Was ich oft vor meinen Freunden mache… Aber ich gehe nicht dahin, um über Stolperfallen in meinem Leben zu reden, sondern ich will diese Diagnose bewältigen ohne von „der Brücke zu springen“. Mit einem Metapher zu beschreiben, natürlich springt niemand von der Brücke.

Jetzt, nach einigen Monaten frage ich mich, was das alles für mich bringt. Würde alles in mir aufstauen, wenn ich nicht hinginge und meine Gedanken nicht laut ausspräche? Gäbe es dann eine große Explosion? Hindert mich das alles „um nicht aus dem Fenster zu springen“?

Ich weiss es echt nicht, was mir das alles bringt…

PS.  ich bin sehr froh dass diese Feiertage vorbei sind. Von mir aus kann man die ganz einstampfen.

PS2. auch darüber bin ich froh dass der Schnee bis jetzt ausbleibt.

3 Antworten auf „Reden, reden, reden“

  1. Hallo Marta,
    Weiter so ! – Es wird einiges für Dich bringen !
    Du tastest Dich an das Thema heran, passt Dich an, lernst und entwickelst Dich mit dem „Partner“ MSA weiter !
    Du wirst erkennen dass man mit der Erkrankung leben kann – wenn man sie akzeptiert und nicht an ihr zerbricht indem man schon im Anfangsstadium aufgibt. Ich denke, in etwa ist es wie mit dem „Rauchen aufhören!“ Ich habe es erst nach etlichen Anläufen geschafft, den oft zitierten Schalter im Hirn umzulegen und als der Hebel eingerastet war lief es von alleine, zu Anfang ein bisschen holprig. Nach wenigen Wochen war das Rauchen kein Thema mehr. – Der Unterschied ist dass Dein Partner MSA immer wieder Anpassungen fordert, aber auch hier kann man durchaus etwas tun. An erster Stelle Physio nach Bobath, Ergo und auch Logo. Wenn Du dann in 2 Monaten (?) wieder Prof. Lorenzl triffst, sprichst Du ihn auf die mechanischen Hilfsmöglichkeiten an. So z.B. MotoMed, Vibrationsplatte, aber vor allem die 3 vorgenannten mechanischenTherapiemethoden !
    Seine Empfehlung wird Dich eher überzeugen 🙂

  2. Danke Klaus!
    Mit dem Rauchen habe ich vor vielen Jahren aufgehört – und dachte, das war das Schwierigste in meinem Leben!
    Ergo+Bobath+Logo mache ich ja. MotoMed habe ich in Konstanz ausprobiert und so ne Vibrationsplatte wäre cool. Die sind bestimmt sehr teuer! Und Prof. Lorenzl sehe ich schon Ende Januar.

  3. Denken und Schreiben kannst du jedenfalls gut! Mach weiter damit, du wirst immer besser.
    Ich habe mit gut 30 eine Therapie gemacht (Bioenergetik; salopp gesagt: Reden mit Gymnastik). Da habe mir geholfen – du hast natürlich ein ganz anderes, sehr großes und existentielles Problem. Wie Gesprächstherapie Dir nützt, hast du ja schon gecheckt. Mach weiter und denke an Chuck Close 🙂

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