Krüppel, Bastarde und Zerbrochenes

Ich denke, alle die die Fantasie-Serie Game of Thrones gesehen haben, wird das etwas sagen, dies ist nämlich der Titel einer Folge. Da  geht es darum dass ein Zwerg, also ein kleinwüchsiger Mensch, der sein dasein und Existenzberechtigung nur der Tatsache verdanken kann, dass er hochgeboren, also adelig ist. Und sein nicht immer einfaches Leben hat ihn gelehrt ein Herz zu haben für alle Menschen, die aus der Reihe tanzen, vom Gesellschaft nicht so akzeptiert werden, die ausserehelich gezeugt wurden und verachtet werden, körperlich benachteiligt sind, usw.

So bevorzuge ich mittlerweile die Gesellschaft von Menschen die „zerbrochen“ sind, die verstehen eben. Die meisten „normale“ gesunde Menschen wissen  erstmal garnicht wie die mit mir umgehen sollen, obwohl Familie und Freunde haben eine Art Beipackzettel bekommen. Dass es zB. nicht böse gemeint wenn ich meinen Begleiter, wenn wir nebeneinander gehen, nichtmal ansehe, und nur stoisch vor mir schaue. Oder ich mag nicht wie „ein kranker“ alles unterm Hintern geschoben  bekommen, Essen, ein Glas Wasser, die Zeitung, etc.

Vor meiner Diagnose hat mal eine meiner Freundinnen gemeint, vielleicht bin ich manchmal ein wenig hypochondrisch, ich habe oft was und ich sage oft unseren Treffen ab. Sie hatte schon Recht gehabt, sie wusste auch nicht was mit mir los sei, und ich verstand mich oft selber nicht,. Ich hatte die Krankheit schon damals, ich wusste es nur nicht. Und ich war ein Mensch davor die „gleichzeitig acht Spuren“ gefahren ist, also gleichzeitig acht Sachen gemacht hat, ich war der Meinung mir kann nichts und niemand was… so ein Mensch war ich.

Und jetzt, wo ich weiss, was ich habe, gehe ich oft an meine eigene Nerven mit meinen Befindlichkeiten; ich brauche morgens eine Weile bis ich auf die Betriebstemperatur komme. Wie ich durch den Tag komme, hängt davon ab ob ich genug gegessen oder getrunken habe, wie und ob ich genügend geschlafen habe und ob ich erschöpft und ausgelaugt bin (von nichts). Wenn ich länger reden muss, strengt mich das an, wenn ich mal aufm Klo muss, dann muss ich, und ich will keine halbe Stunde warten. Wenn ich mich kurz irgendwo hinsetzen muss, dann muss das so sein, weil ich das brauche und Spaziergänge sind fraglich geworden. Und wenn es draussen zu heiss ist dann geh ich nirgendwo hin und sage alles ab. Und das ich, die vor zwei Jahren noch in einer Stunde 12 km gelaufen ist und sich unbesiegbar gefühlt hat. Und heute bei der Physiotherapie, wo wir aus meiner Sicht „Kinderübungen“ machen, bin ich nach einer halben Stunde richtig geschafft.

Ich verstehe das, dass ich schwer zu händeln bin, denn ich sehe noch aus wie immer, und wenn ich sitze und mich nicht bewege, schaue ich normal aus. Manche Menschen behandeln mich wie ein rohes Ei und manche trauen mir zu viel zu und ich kann nicht sagen wie ich es gerne Hätte. Vorträge über meine Krankheit will ich nicht halten und es gibt doch so einiges was man beachten sollte. Meine ständigen Wehwehchen gehen mir auch auf den Nerv. 

So ist es oft einfacher, die Gesellschaft von den „Zerbrochenen“, denn da habe ich kein schlechtes Gewissen (ich weiss schon, dass ich keine haben brauche aber trotzdem) und manches ist einfacher.

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