MSA, Körperpflege, Eitelkeit und so…

Ich habe mir die Tage gedacht, so, es reicht jetzt, ich muss die Beine rasieren. Ich weiss dass man mit MSA größere Probleme hat als das. Ich muss aber sagen, dass ich (auch) schon unter der Abbau und Zerfall der Optik leide. Ich war eine eher eitle Person, Haare, Kleidung, Fingernägel, gepflegte Füße, haben eine große Rolle gespielt. Allerdings nicht wegen den anderen, wegen mir selber. 

Und das macht sich jetzt bemerkbar. 

Ich bin zwar knapp über fünfzig, geschätzt wurde ich vor meine Diagnose auf vierzig und gefühlt habe ich mich wie dreissig. Vor meiner Diagnose. Ich bin also von der Status eitle Dame oder  Modepüppchen von heute auf morgen ziemlich tief in die Kategorie „graue Maus“ abgestürzt.

Ich weiss wie sehr mich das schaffte als ich meine Haare abgeschnitten habe. Die sind jetzt kurz und grau. Färben und frisieren ist etwas was ich alleine nicht mehr schaffen würde, und dafür bezahlen kann ich jetzt leider auch nicht mehr. Genau wie für Fingernägel und Fusspflege. Das war super wichtig, ich war alle zwei Wochen bei Nägel machen und ich hatte perfekte rote Nägel und perfekte Füße. Jetzt lass ich alles kurz schneiden, natürlich kann ich die auch nicht mehr lackieren.  Ich weiss wie ich mit langen roten Fingernägel, perfekt angezogen bei der ersten MDK-Besuch saß, und bekam null Punkte.

So habe ich die Idee in den Kopf gesetzt, ich muss endlich meine Beine rasieren. Könnte eigentlich auch egal sein, ausser mir sieht eh niemand, was unter meiner Hose ist. Trotzdem. Und das, wo ich ohne Hilfe keinen Schritt mehr machen kann.

Mich hatte das zum Nachdenken gebracht, wie es wäre wenn ich noch meinen Ex-Partner hätte oder verheiratet wäre. Und wie machen dass die ganzen verheirateten Frauen? Männer haben ja andere Probleme… Also auch wenn ich kaum Gehen kann, nichtmal mit Messer und Gabel essen kann, stört mich wenn meine Beine unrasiert sind, wenn meine Augenbrauen ungezupft und meine Füße ungepflegt sind. Da denken sicher so manche, meine Probleme wären nicht groß genug…

So habe ich im Bad alles schön vorbereitet, damit alles parat ist, Rutschgefahr eliminiert… und dann bin ich in der Dusche getorkelt, auf den Duschhocker gesessen und angefangen. Beine mit Rasierschaum eingeschmiert und dann abrasiert. Dazu muss ich sagen, dass ich sehr froh bin über die Sicherheitsstandards von heute, denn eine Rasierklinge und meine feinmotorisch wackelige Hände sind eine sehr ungünstige Kombination. Mit Klingen die noch während meine Kindheit üblich waren, hätte ich mir sicher meine Beine abgeschnitten. Was nichtmal so verkehrt gewesen wäre – ein Problem weniger…

Auf alle Fälle, nachdem ich das Bad vollgeschmiert habe – und mich auch – habe ich glatte Beine. Nach einen halben Tag Arbeit. Zumindest an Stellen die ich sehen kann. Wo ich nicht sehen kann, wer weiss.

Moral der Geschichte: egal wie tief ich im Dreck stecke, ich will dabei möglichst gut aussehen.

4 Antworten auf „MSA, Körperpflege, Eitelkeit und so…“

  1. Hallo Marta
    Das finde ich super mit welcher Leichtigkeit du über diese Themen schreibst.
    Probiers mal mit Enthaarungscreme, als ehemaliger Radfahrer hat man so seine Erfahrung

    1. Hey Wolfgang! Gute Idee! Bin garnicht drauf gekommen! Wenn ich meine Kopfhaare auch verliere, sage ich einfach „Kollateralschaden“…
      PS. Seit dem mein Papa (als einzige Mann im Haushalt mit vier Frauen… ok, ich war noch ein Kind) versehentlich die Zähne geputzt hat mit der Depilationscreme meiner Schwester, ich verdränge dass es auch Enthaarungscreme gibt..

  2. Liebe Marta,
    wow, ich bewundere Sie! Ihre gnadenlose Offenheit, mit welcher Sie – auch unbequeme – Themen ansprechen, ebenso wie Ihre Offenheit, zu Ihrer Eitelkeit zu stehen, auch Ihr Interesse am Stand der Studienlage. Kotau in jeder Hinsicht!!
    Ich bin eine ehemalige Kollegin von Marion und lese Ihrer beider Blog regelmäßig und mit großem Interesse. Bleiben Sie am Ball, schreiben Sie sich zu Ihrer Entlastung alles Belastende von der Seele. Und halten Sie sich weiterhin über die Studienlage auf dem Laufenden. Ich wünsche Ihnen von Herzen Fortschritte und Durchhaltevermögen, Ihre Veronika Alfes

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