Antrag auf Hilfsmittel

Wir brauchen ein Pflegebett mit Aufsteh – und Drehfunktion –

oder wie treibe ich Kranke und Angehörige in den Wahnsinn?

Mein Mann leidet an Multisystematrophie vom cerebellären Typ, erste Symptome 2017, Diagnose 6/2021 an der LMU München Großhadern. Mittlerweile ist die Krankheit weit fortgeschritten und er braucht dringend ein Pflegebett mit Dreh- und Aufstehfunktion, das ihm noch ein selbstständiges Umsteigen vom Bett in den Rollstuhl ermöglicht. Das Rezept dafür zu bekommen war kein Problem, zusammen mit aktuellen Attesten/Berichten von der LMU und der Physiotherapeutin.

Alles im Sanitätshaus  abgegeben, wo man jedoch nicht in der Lage war zeitnah einen Kostenvoranschlag für die BKK zu erstellen. 8 Wochen Bearbeitungszeit seien normal, teilte man mir mit. Von der Lieferzeit ganz zu schweigen. Nach dieser Ansage habe ich die Unterlagen wieder abgeholt, und es folgte der nächste Versuch.

Ein von der Krankenkasse bevorzugt beauftragtes Sanitätshaus schickte einen Mitarbeiter, der sich die Gegebenheiten vor Ort anschauen sollte. Dieser wollte wissen wie breit das Bett sein soll, auf welcher Seite der Ausstieg sein müsse und welche Armstützen mein Mann braucht – hätte man ganz einfach telefonisch machen können…

Der Preis für dieses Bett erscheint unserer Sachbearbeiterin zu hoch. Sagt, „die Krankenkasse kauft auf keinen Fall ein Bett mit Drehfunktion, sondern nur eines mit Ausstieg am Fußende“. Leider kann diese Variante im Schlafzimmer meines Mannes nicht aufgestellt werden, da er sonst beim Aussteigen direkt wahlweise direkt am Schrank, der Fensterbank oder der Tür steht.

Zwischenzeitlich liegt das Gutachten des medizinischen Dienstes vor, in dem bezweifelt wird, dass mein Mann einen Nutzen von diesem Bett haben könnte. Neue Forderung: Die Firma, deren Bett bei uns keinen Platz hat, soll eben dieses im 1.Stock aufbauen (enges Treppenhaus, zusätzlich schmäler durch Treppenlift). Mein Mann soll es testen, währenddessen gefilmt werden, und dieses Video dem medizinischen Dienst vorgelegt werden, damit man zu einer endgültigen Beurteilung kommen kann. Leider wird man feststellen, dass man dieses Bett gar nicht aufstellen kann.

Eine andere BKK Mitarbeiterin schilderte mir einen Fall der besonderen Art: ein Bett wurde in einem LKW aufgebaut, zum Patienten transportiert, der in diesen LKW verbracht wurde, um das Bett zu testen und ebenfalls gefilmt wurde.

Ich habe mittlerweile mindestens 15 Telefongespräche mit der Pflegekasse geführt, was mich unglaublich viel Zeit und Nerven gekostet hat. Immer wieder wird etwas eingefordert, unsere behandelnden Ärzte in der Neurologischen Ambulanz der LMU unterstützen uns, und dennoch kommen wir keinen Schritt weiter.

Von unserer Sachbearbeiterin wurde mir gestern gesagt ein Bett mit Drehfunktion koste 18.000 Euro und sie kauft das auf gar keinen Fall. Nach eigener Internet Recherche kostet ein Pflegebett wie wir es brauchen, 7.000 bis 8.000 Euro.

Ich habe selbst lange im medizinischen Bereich gearbeitet und für vieles Verständnis. Und ich bin kein Mensch, der schnell aufgibt, aber gestern Abend war es so weit. In München gibt es ein Geschäft, das dieses Bett vorrätig in der Ausstellung hat. Morgen fahren wir hin. Der Verdacht liegt nahe, dieses Procedere so in die Länge zu ziehen, dass Versicherte aufgeben und Hilfsmittel aus eigener Tasche zahlen, weil sie jetzt gebraucht werden und nicht irgendwann, oder gar nicht.

Unsere Situation ist belastend genug. Der ewige Kampf kostet zusätzlich Kraft, die pflegende Angehörige nicht übrig haben. Meine Schilderung ist kein bedauerlicher Ausnahmefall. So wie meinem Mann und mir geht es den meisten in unserer Selbsthilfegruppe leben-mit-msa. Einziger Lichtblick: Wir unterstützen uns gegenseitig, so gut es möglich ist.

Eine Antwort auf „Antrag auf Hilfsmittel“

  1. Es tut mir so leid,solche Problematik zu lesen –
    Habe nur den Tipp, zur Mobil Krankenkasse HH ( arbeitet aber meines Wissens bundesweit), zu wechseln. Wir haben KEINE Probleme,etwas zu erhalten,u.a. auch schon vor 2 Jahren das Indrea- Aufstehbett.
    Harald bekommt Sonnenbrillen mit Seitenschutz, einen riesigen,stabilen Rollator , einen tollen Arm- und Beinbewegungstrainer, den Sippa- Becher etc. Er hat SAPV – Langzeitbegleitung und alle Mitarbeiter sind sehr hilfsbereit.
    Gute Wünsche für alle.

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